In diesem Beitrag ist es wieder an der Zeit, dass wir uns gemeinsam um eine vieldiskutierte Frage kümmern.
Diese Frage bzw. die Theorie dahinter ist schon so alt, dass ich sie bereits aus meiner Kindheit kenne.
→ „Zum Essen besser kein Wasser trinken, da ansonsten die Magensäure verdünnt wird und Du Verdauungsprobleme bekommst!“
Meine Instagram-Umfrage hat ergeben, dass sich viele Menschen nicht sicher sind, wie der Sachverhalt wirklich ist.
Daher habe ich dieses Thema in dieser Nachricht wieder kurz und knackig aufgearbeitet.
Zu Beginn mal die Grundlagen!
Bevor wir uns an ein Rechenbeispiel wagen und ein bisschen mit dem pH-Wert der Magensäure rechnen, werfen wir einen Blick auf das Thema Magen bzw. Verdauung, sodass wir im nächsten Schritt alles klar verstehen.
Am Foto gut erkennbar in Orange, findest Du unseren Magen.
An der oberen Seite gelangt unsere zerkaute Ernährung sowie Flüssigkeiten über die Speiseröhre in den Magen.
Dort wartet bereits die hochsaure Magensäure auf sie.
Unsere Magensäure besteht zum Großteil aus Salzsäure und hat daher auch einen sehr niedrigen pH-Wert von ca. 1 (bei leerem Magen).
→ Zum Vergleich:
Batteriesäure hat einen pH-Wert von 1,0 und ist daher sehr vergleichbar mit unserer Magensäure.
Des Weiteren in der Magensäure enthalten, ist das Verdauungsenzym Pepsin, welches für die Aufspaltung von Eiweiß verantwortlich ist.
Sobald Nahrung mit der Magensäure in Verbindung kommt, startet der eigentliche Prozess.
Danach geht es durch den Pförtner in den Darm, wo sich der Verdauungsprozess fortsetzt.
Wusstest Du das?
Über das Thema Magensäure spricht man nicht allzu oft, daher habe ich Dir ein paar spannende Fakten mitgebracht:
→ Unser Magenvolumen beträgt im Schnitt ca. 1,5 Liter, kann sich aber klarerweise individuell von Mensch zu Mensch unterscheiden
→ Der optimale pH-Wert in der Verdauung liegt im pH-Wert-Bereich von ca. 1,5 – 2,5.
→ Oberhalb des pH-Werts von ca. 3,5 können die Verdauungsenzyme nicht mehr optimal arbeiten
→ Pro Tag werden ca. 2 – 3 Liter Magensaft produziert
→ „pH“ des pH-Wertes stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Potenzial des Wasserstoffs“
Sehr spannend, was da bei uns im Bauch passiert, ohne dass wir es wirklich mitbekommen.
Nun geht es ans Rechnen:
Um nun die eingangs gestellte Frage beantworten zu können, stellen wir eine kleine Rechnung auf.
Dafür treffen wir 2 Annahmen:
Annahme #1:
Nehmen wir an, zu einem gegebenen Zeitpunkt befinden sich 100ml Magensäure mit pH-Wert 1,0 im Magen. Das ist durchaus realistischer Wert.
Annahme #2:
Wir nehmen an, dass wir nun 900ml Wasser trinken.
Zur Info:
Normales Leitungswasser hat in der Regel einen pH-Wert von 7, d.h. ist pH-neutral.
Die Rechnung:
100ml pH 1 + 900ml pH 7 = 1.000 ml pH 2
D.h., die 900ml Wasser verändern zwar den pH-Wert der Magensäure, aber dennoch liegt der pH-Wert noch im „normalen Arbeitsbereich“ von 1,5 – 2,5.
Achtung:
Der pH-Wert ist keine „normale“ Zahl, sondern die Gegenzahl des dekadischen Logarithmus (z.B. pH Wert von 14 = 10-14 mol/l).
Damit ist es nicht mal schnell mit Kopfrechnen erledigt, sondern man bedient sich am besten einem entsprechenden pH-Rechner.
"Wie viel Wasser braucht es, um die Verdauung aus dem "Optimalbereich" zu bringen?"
Lass uns wieder das vorherige Beispiel mit den 100ml Magensäure hernehmen und schauen, wieviel Wasser es braucht, um einen pH-Wert von größer 3,5 zu erreichen (…der Bereich, ab dem die Verdauungsenzyme nicht mehr optimal arbeiten können.
Das Ergebnis ist überraschend (Quelle: rechneronline.de):
→ Es braucht mehr als 30 Liter Wasser (siehe Rechner: 31.500ml), um die 100ml Magensäure mit pH-Wert 1,0 auf über pH-Wert 3,5 zu bringen.
Da dem pH-Wert die Logarithmusfunktion zugrunde liegt, braucht es jeweils den Faktor 10 der Verdünnung, um den pH-Wert um 1 zu erhöhen.
Dieses Rechenbeispiel ist sehr vereinfacht dargestellt, zeigt aber den grundlegenden Zusammenhang sehr deutlich.
Viele weitere Infos findest Du in der folgenden ROC TV Folge, mit sehr spannenden Fragen der Zuschauer:
Das feine Whiteboard-Foto aus der ROC TV Folge findest Du hier:
Fazit
Die Theorie, dass getrunkenes Wasser unsere Magensäure verdünnt, stimmt natürlich.
Bei genauerer Betrachtung sieht man aber, dass die erforderliche Menge von Wasser, um die Magensäure aus dem „optimalen Arbeitsbereich“ zu bringen, extrem hoch ist.
Wenn man also 1-2 Gläser Wasser im Zeitraum während oder rund ums Essen trinkt, so macht das das Kraut nicht fett bzw. die Magensäure nicht basisch.
→ Meine Empfehlung:
Jeder Mensch ist unterschiedlich. Am besten immer auf das eigene Körpergefühl hören und beobachten, was die Verdauung tut, wenn Du während des Essens trinkst.
Aber grundsätzlich ist der Mythos aus der diskutierten Sicht nicht haltbar, dass man beim Essen gar nichts trinken sollte.
Ich freue mich auf Dein Feedback zu diesem Thema.
Solltest Du Fragen haben, dann freue ich mich auf Deine Nachricht!
→ Nachricht an Chris „The ROC“
Feine Grüße,
Dein Chris
PS: Aus Gründen leichterer Lesbarkeit habe ich auf die gendergerechte Formulierung verzichtet, gleichwohl richtet sich die gewählte Formulierung an beide Geschlechter.